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DIE SCHNEEPRINZESSIN

Martina Blaas - die Pistenfahrzeugfahrerin aus Südtirol

(IDM, Suedtirol - 30 Nov. 2017) 1.500 Kilometer in Südtirol. Es ist, als fahre man von Bozen nach Sizilien. Mit Skiern an den Füßen? Eher nicht. Südtirols Skipisten führen nicht auf die Insel, wohl aber den Berg hinunter. Und das 1.500 Kilometer. Es bedarf Geduld und Geschick, um die Pisten jeden Abend bestens zu präparieren. Zwei Eigenschaften, die viele Pistenpräparierer besitzen und auch Martina Blaas. Wenn es dämmert und die Sessellifte im Skigebiet Karerpass die letzte Runde gedreht haben, beginnt die Arbeit der 25-Jährigen. Die nächsten Stunden gehören ihr. Und ihrem Pistenfahrzeug.

Pinke Prinzessin

Zwischen den Sextner Dolomiten im Osten und dem Ortlergebiet im Westen liegen 54 Skigebiete in Südtirol. Sobald es dort zu dämmern beginnt, rücken die Männer auf ihren Pistenfahrzeugen aus, um die Oberfläche der Skipisten möglichst glatt und griffig zu machen. Die Männer. Und eine Frau. Martina. „Ich fühle mich manchmal wie eine Prinzessin“, erklärt sie grinsend - wohlwissend, dass sie einen reinen Männerberuf ausübt. „Wenn ich um Hilfe frage, sind meine Kollegen sofort zur Stelle.“

Es war kein Zufall, als Martina im vergangenen Winter erstmals alleine die Schneeraupe aus der Garage fuhr. Fünf Jahren lang fuhr sie bei einem Freund mit, dieses Jahr wurde ihr Wunsch wahr: Sie erhielt ein Jobangebot im Skigebiet Karerpass. Seitdem präpariert sie täglich die Pisten. Einen speziellen Führerschein braucht es dafür nicht, wohl aber Mut, die steilen Hänge hinaufzufahren. Und jede Menge Praxis. Es gefiel ihr von Anfang an. Und sie fiel mit ihrem Fahrzeug schnell auf.

Üben, üben, üben

Das Fahren will geübt sein: den Schild manövrieren, das Lenkrad und die Fräse steuern und gleichzeitig entscheiden, wie viel Schnee pro Minute hindurchgeschleudert werden soll. Startschwierigkeiten sind vorprogrammiert. „Anfangs hat es gehakt“, erklärt Martina schmunzelnd. „Der Knopf auf dem Armaturenbrett ist für die Loipenspuren, den Spuren fürs Langlaufen“, erklärt sie, „denn Südtirol hat nicht nur jede Menge Pistenkilometer fürs Skifahren.“ 1.800 sind es fürs Langlaufen, samt Höhenloipen mit Aussicht auf die Berge und Flutlichtstrecken. Dabei ist der Dolomiti Nordicski, bei dem sieben Regionen vom Antholzertal bis zur Seiser Alm dazugehören, Europas größtes Langlaufkarussell.

Starke Hilfe

„Ein Seil unterstützt beim Verschieben der Schneemassen und gibt Halt“, erklärt Martina. Plötzlich verfinstert sich ihre Miene und sie zeigt in Richtung der Schneeraupe: „Gestern waren dort oben Skitourengeher, obwohl die Piste geschlossen war.“ Diese Sportart ist mit der nötigen Vorsicht zu genießen, denn wenn das Seil der Raupe ohne Spannung auf dem Schnee liegt, ist es schwer erkennbar. „Wenn die Tourengeher bloß wüssten, in welch Gefahr sie sich dann begeben…“, merkt Martina an. Gerät das Seil plötzlich in Zug und ein Tourengeher befindet sich in der Nähe, kann das tödlich enden.

Zweigeteilter Alltag

In einigen Jahren möchte Martina nur mehr auf den Pisten unterwegs sein – wenn möglich mit einem größeren Gefährt. Inzwischen arbeitet sie vormittags noch in Welschnofen. Die pinken Spiegel sind in der Dunkelheit kaum mehr erkennbar, als Martina zufrieden den Motor ausstellt und mit strahlenden Augen die Rillen der soeben präparierten Piste hochsieht. Genug getan für heute. Morgen beginnt der Tag wieder von vorne.

www.suedtirol.info/wasunsbewegt/schneeprinzessin